Kassel – Feridun Zaimoglu erhält in diesem Jahr die Grimm-Poetikprofessor der Universität Kassel. Der türkischstämmige, in Kiel lebende Schriftsteller und Künstler wurde häufig für sein umfangreiches Werk ausgezeichnet.
„Zaimoglu ist ein überaus produktiver und sprachlich vielfältig experimentierender Autor, der bis heute gut ein Dutzend Romane unterschiedlicher Genres veröffentlicht hat,“ erklärt Prof. Dr. Stefanie Kreuzer, Literatur- und Medienwissenschaftlerin der Universität Kassel und verantwortlich für die Poetikprofessur. Zaimoglu wurde 1964 in der Türkei geboren und lebt seit 1965 in Deutschland. Bekannt wurde er mit „Kanak Sprak“ (1995). Der Text spielt mit dokumentarischen und fiktionalen Facetten und beleuchtet in 24 Monologen von Migranten die Frage, wie es sich als ‚Kanake‘ in Deutschland lebt. Der Roman wurde auch für das Theater adaptiert unter Verwendung von Monologen aus Zaimoglus drittem Buch „Koppstoff“. Bei der Hörspielversion wirkte Zaimoglu selbst mit. Sein Roman „Abschaum – Die wahre Geschichte von Ertan Ongun“ (1997) wurde 2000 von Lars Becker als „Kanak Attack“ verfilmt.
Neben „Kanak Sprak“ zählen Leyla (2006) und „Liebesbrand“ (2008) vielleicht zu seinen bekanntesten Romanen. „Leyla“ erzählt die Geschichte der titelgebenden kindlichen Protagonistin, die in Anatolien aufwächst und schließlich als Arbeitsmigrantin nach Deutschland kommt. „Liebesbrand“ handelt von einer weitgehend unerfüllten Liebesgeschichte nach einem schweren Busunglück. Im historischen Roman „Evangelio“ (2017) erzählt Zaimgolu die Geschichte Martin Luthers als Vogelfreier vor seiner Bibelübersetzung auf der Wartburg. „Bewältigung“ (2022) ist schließlich eine fiktionale Annäherung an Adolf Hitler. Zaimoglu hat überdies mehrere Erzähl-Bände publiziert – darunter „Kopf und Kragen“ (2001), „Zwölf Gramm Glück“ (2004) und „Ich gehe durch das Deutschland meiner Tage“ (2018). Ferner schrieb er Theaterstücke in Co-Autorschaft mit Günter Senkel für die Bühnen in Frankfurt, Bremen, Kiel, München, Düsseldorf, Berlin, Salzburg und Worms. Seit 2011 widmet sich Zaimoglu wieder intensiv der Malerei. Seine Werke wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Zaimoglus Werk erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk. So bekam er 2003 den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt für seine Erzählung „Häute“. 2004 erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Preis. 2014 und 2015 stand er auf der Longlist des Deutschen Buchpreises mit „Isabel“ und „Siebentürmeviertel“. 2019 wurde er mit seinem Roman „Die Geschichte der Frau“ in der Kategorie Belletristik für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Zaimoglu war darüber hinaus Gastprofessor an der FU Berlin, hatte 2007 die Poetik-Dozentur an der Universität Tübingen und 2012 die Heinrich-Heine-Gastdozentur in Lüneburg inne.
Die Veranstaltungen:
Mittwoch, 5. Juli 2023, 18–20 Uhr: Öffentliche Poetik-Vorlesung „Poetik(en) des Alltags – oder: 7 mm bis Kopfnebel“ (Campus Center, Hörsaal II).
Donnerstag, 6. Juli 2023, 18–20 Uhr: Öffentliche Lesung als ‚Textspaziergang‘: „Liebe, Traum und Tod“ (Campus Center, Hörsaal II).
Am Donnerstag, 6. Juli, findet von 12–14 Uhr das Poetik-Seminar „Foto-Text-Strecke-Kassel“ statt. Es richtet sich ausschließlich an Kasseler Studierende nach Anmeldung (s.u.).
Quelle: PM Polizei