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Feuer im Regionalexpress: Brandstifter hörte Stimmen im Kopf

Feuer im Regionalexpress: Brandstifter hörte Stimmen im Kopf

Kassel/Homberg – Am Sonntagmorgen erhielt die Polizeistation Homberg von der Bundespolizei Kassel
gegen 08.20 Uhr Kenntnis über einen Randalierer im RegionalExpress 98, der
bereits einige Minuten später durch die entsandte Streife auf dem Bahnsteig in
Borken-Singlis widerstandslos festgenommen werden konnte.

Der Festgenommene, ein 44-jähriger Mann aus Borken, war Fahrgast im RE 98 und
hatte nach ersten Erkenntnissen auf der Strecke zwischen Borken und Singlis
versucht, mittels eines Feuerzeuges den Stoffbezug von mehreren Sitzen
anzuzünden. Anschließend ging der 44-Jährige noch auf die Toilette im Waggon und
versuchte dort ebenfalls, ein Feuer zu entfachen. Fahrgäste konnten die
Schwelbrände an den Sitzen löschen und der Lokführer holte den 44-Jährigen
zusammen mit einem weiteren Fahrgast beim Zughalt in Singlis aus der Toilette.
Beide führten ihn anschließend aus dem Zug auf den Bahnsteig.

Bei der Festnahme machte der 44-Jährige gegenüber den Polizeibeamten einen
verwirrten Eindruck und gab an, dass ihn Stimmen im Kopf aufgefordert hätten,
Menschen zu töten. Da der Zustand des Festgenommenen einen Drogen-,
Medikamenten- bzw. Alkoholeinfluss vermuten ließ, wurde bei ihm neben einer
erkennungsdienstlichen Behandlung auch eine Blutentnahme angeordnet. Gegen den
44-Jährigen mit deutscher Staatsangehörigkeit wird nun wegen versuchten
Totschlags, Brandstiftung und des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr
ermittelt. Im Anschluss wurde er aufgrund seines psychischen
Gesundheitszustandes stationär in einem Krankenhaus aufgenommen.

Der RegionalExpress 98 konnte nach dem unfreiwilligen längeren Zwischenstopp in
Singlis die Fahrt mit etwa 30 bis 40 Fahrgästen in Richtung Kassel fortsetzen.
Nach der Rückfahrt nach Frankfurt wurde der Zug zur abschließenden
Spurensicherung und Instandsetzung im Bahnhof Frankfurt kurzzeitig außer Betrieb
genommen.

Verletzt wurde bei der versuchten Brandstiftung glücklicherweise niemand und der
im Zug entstandenen Schaden wird auf etwa 15.000 Euro beziffert.

Arbeitsgruppe bei der Kriminalinspektion Staatsschutz eingerichtet

Im Rahmen der weiteren polizeilichen Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf
einen möglichen religiösen Hintergrund für die Tat. Aus diesem Grund wurde das
Verfahren von der Kriminalinspektion Staatsschutz (KIST) des Polizeipräsidiums
Nordhessen übernommen und eine spezielle Arbeitsgruppe, die AG Schiene, zur
Tataufklärung eingerichtet.

Nachdem heute Morgen das zuständige Amtsgericht einen von der Staatsanwaltschaft
Kassel beantragten Beschluss zur Wohnungsdurchsuchung erließ, konnte diese im
Anschluss durch Beamte der KIST durchgeführt werden. Die Auswertung der hierbei
sichergestellte Datenspeicher ist nun ebenfalls Gegenstand der weiteren
Ermittlungen. Auch bittet die Polizei bisher nicht namentlich festgehaltene
Fahrgäste aus dem Regionalexpress 98, die eventuell noch sachdienliche Hinweise
zum Vorfall machen können, sich mit der Kasseler Kriminalpolizei unter der
Telefonnummer 0561-910 3320 in Verbindung zu setzen.

Für den 44-jährigen Mann aus Borken hat die Staatsanwaltschaft Kassel beim
Amtsgericht die einstweilige Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik gemäß
§ 126 a StPO beantragt, eine Entscheidung hierüber steht noch aus.

Quelle: PM Polizei und Staatsanwaltschaft