Das Geschäftsgebiet der Handwerkskammer Kassel umfasst neben der Stadt Kassel die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg, Werra-Meißner, Marburg-Biedenkopf und den Landkreis Kassel. Die Kammer betreut mit ihren 88 Mitarbeitern fast 17.000 Betriebe, in denen über 90.000 Menschen beschäftigt sind. Das Handwerk erzielt im Geschäftsgebiet der Handwerkskammer Kassel über 9,1 Mrd. Euro Umsatz. Knapp 7.300 Menschen werden derzeit in Handwerksberufen ausgebildet, davon sind über 1.300 Frauen.
Alle wichtigen Informationen rund ums Handwerk und die Kammer gibt es über die Website: www.hwk-kassel.de
Mein Kassel: Sie sagen gern, dass Handwerk glücklich macht. Wenn das stimmt: Warum ist das so?
Dittmar: Erstens: Das stimmt, natürlich! Zweitens: Handwerk ist der vielseitigste Bereich unserer Wirtschaft, bietet mit über 150 Berufen und Ausbildungswegen mehr Abwechslung als jeder andere Wirtschaftszweig, nirgendwo sonst kann man zwischen so vielen beruflichen Optionen wählen.
Und das macht glücklich?
Das allein natürlich nicht. Aber ich kann hier super wählen, was zu mir passt, und mich im Laufe des Berufslebens immer mehr spezialisieren. Wenn Arbeit Spaß macht, dann ist das doch Glück, oder? Handwerk bedeutet auch: Hier handelt es sich häufig um Familienunternehmen, die in der Region verwurzelt sind – und deshalb hat für Handwerksbetriebe das Wort Verantwortung eine besondere Bedeutung. Verantwortung fürs Unternehmen, Verantwortung für die Region, Verantwortung für die Mitarbeiter.
Haben sich diese Besonderheiten denn in der Corona-Krise bemerkbar gemacht? Wie sind die Handwerksbetriebe denn bisher durch diese schwere Zeit gekommen?
Ich erinnere nur mal an eines: Fluglinien und Industriebetriebe waren die ersten, die nach staatlicher Unterstützung gerufen haben. Das Handwerk ist die Probleme erst einmal selbst angegangen. Eigeninitiative – das zeichnet die Branche eben auch aus. Die meisten haben das bisher gut überstanden, wir dürfen aber auch nicht jene vergessen, die wirklich gelitten haben. Beispielsweise die Friseurbetriebe.
Wenn Handwerk nun eine glücklich machende Branche ist – warum wollen dann so wenig junge Leute ein Handwerk erlernen, denn Sie haben ja in der Branche Nachwuchsprobleme?
Das stimmt. Aber mit diesen Problemen steht das Handwerk nicht allein da. Alle sind davon betroffen, was an der demografischen Entwicklung liegt. Wir versuchen, mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks an der Spitze, mit einer breit angelegten Imagekampagne etwas zu tun. Wir wollen auf allen erdenklichen Plattformen auch digital für diese wunderbare Branche werben.
Klappt das denn?
In Hessen haben wir im vergangenen Jahr drei Prozent mehr Auszubildende eingestellt. Scheint also zu wirken, die Kampagne.
Mit welcher besonderen Botschaft wirbt der neue Präsident der Handwerkskammer Kassel für Handwerksberufe?
Man muss ja nur mal über eines nachdenken: Jeder Mensch wird als Handwerker geboren …
Wie das? Ich garantiert nicht, ich habe zwei linke Hände, bin handwerklich talentfrei.
Aber auch Sie haben mal mit Legosteinen gespielt, Sandburgen gebaut oder gebastelt. Handwerkliches steckt in jedem Menschen drin, deswegen bietet das Handwerk mit Sicherheit für jeden etwas. Und was die Ausbildung betrifft: Da muss man viel begreifen. Da steckt das Wort greifen drin. Und mit greifen geht das Leben ja auch irgendwie los ….
Frank Dittmar 1961 in Gudensberg geboren, stieg nach dem Architektur-Studium in Paderborn in das Familienunternehmen ein. Heute führt er die Dittmar Baugesellschaft mbh und Co. KG in vierter Generation in Guxhagen. Seit 2021 ist der passionierte Golfer Präsident der Handwerkskammer Kassel.