(Kassel-West). Es gab eine Zeit, die etwas Älteren erinnern sich mit Freude und nostalgischen Gefühlen, da gab es am Bebelplatz eine kleine Taverne: „Christos, der Grieche“. Kein Ort, zu dem man nur zum Essen und Trinken ging. Das war eher Nebensache.
„Der Grieche“ war ein Ort der Sozialisation und Kommunikation. „Wir sehen uns bei Christos“ – man saß vor dem Lokal, ein paar Tische standen am Rand des Bürgersteigs, weitere gegenüber am Rande des Bebelplatzes, darüber ein paar bunte Glühbirnen, eine Atmosphere wie an der Uferstraße von Matala. Betreiber Christos, äußerlich dem jungen Georges Moustaki nicht unähnlich, brachte den Wein, sein gefülltes Fladenbrot oder Souflaki holte man sich drinnen. Und dann verbrachte man Abende, die man nie vergessen wird, mit Menschen, an die man sich tschon Tage später kaum nach erinnern konnte. Der Vordere Westen war zu jener Zeit noch nicht so Schickeria-durchdrungen wie heute.
Daran dachten wir spontan heute Morgen, als wir, den Bebelplatz schon fest im Blick, an der ehemaligen Bäckerei Plücker vorbei gingen und auf den teilweise abgedeckten Fenstern gleich mehrfach „Coming soon: Eat Greek“ lasen. Nun gut im multikulturellen Vorderen Westen würde ein „Προτιμώ να τρώω ελληνικά / Esse lieber Griechisch“ sicher sympathischer rüberkommen, klingt doch „EAT GREEK“ ein bisschen nach Systemgastronomie und Fast Food.
Doch es handelt sich um einen Ableger des gleichnamigen Imbiss an der Opernstraße. Künftig also auch „Eat Greek West“. Hoffen wir auf mehr Tavernen-Charakter und längere Öffnungszeiten, denn ein Feierabend um 20 Uhr wie an der Opernstraße wird sich „im Westen“ nicht durchsetzen. Da beginnt doch erst das Leben.
Wir freuen uns jedenfalls wieder auf einen hoffentlich nicht so durchgestylten Griechen zwischen all den Italienern im Viertel und sagen jetzt schon mal „Καλώς ήρθατε στο Bebelplatz / Herzlich Willkommen am Bebelplat“.