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Kaskade – die moderne Nostalgie

Kaskade – die moderne Nostalgie

Das alte Kaskade-Kino wurde am 11. Dezember 1952 eröffnet – inklusive der Wasserspiele. Ursprünglich passten über 900 Besucher in den Saal. Im Kino fanden Film-Premieren mit etlichen Kinostars statt – unter anderem „Bel Ami“ mit Johannes Heesters und Marianne Schönauer. Die letzte Filmvorführung fand im Jahr 2000 statt – auch das 1956 eröffnete „Bambi“ schloss dann seine Pforten. In dem ehemaligen  Kino-Areal ist seit 2014 ein Biomarkt.

Kinobesucher, die noch das „alte“ Kaskade-Kino  erlebt haben, erinnern sich bestens. Wenn die Wasserspiele an die Reihe kamen, ging ein Mann nach unten ans Pult, die Musik begann und der Mann bediente das Mischpult, mit dem man das Wasser tanzen lassen konnte.

Alfred Gruß (64) hat noch im alten Kaskade-Kino an der Oberen Königsstraße die Wasserspiele gesteuert.

© Harry Soremski

Einer, der genau das einige Jahre gemacht hat, ist Alfred Gruß. Der 64-jährige Kasseler hat 17 Jahre bei den Filmtheaterbetrieben Reiss als Filmvorführer und Theaterleiter gearbeitet und hatte mit diesem Beruf seinen ersten Kindheitstraum verwirklicht. Und nebenbei ließ er das Wasser im Kaskade tanzen. „Reine Handarbeit“ sei das gewesen. Aber auch ein Job, für den man keine spezielle Ausbildung brauchte.

Aus acht unterschiedlichen Musikstücken wählte er eines aus – merkte aber auch einen Wandel bei der Stimmung im Publikum. Zunehmend empfanden Kinobesucher das Wassertheater als lästig, erinnert er sich.

Das neue Kaskade mit den Wasserspielen ist nun natürlich auch für ihn ein Anziehungspunkt. Und er findet die Mischung aus Musik, bewegtem Wasser, nostalgischen Bildern und den grafischen Elementen absolut gelungen.

Sein erster beruflicher Jugendtraum endete für Alfred Gruß übrigens 1990. Dann erfüllte er sich den zweiten Jugendtraum und wurde Lokführer. Kinogänger aber ist
er geblieben.

Werner Baus (79) ist so etwas wie der Kino-Historiker Nordhessens: Im Kaskade im Filmpalast zeigt er ein Foto aus dem Saal des alten Kaskade-Kinos.

© Harry Soremski

Die Mischung macht’s. Da ist sich David Omland sicher. Der Theaterleiter des Filmpalastes weiß natürlich, dass das „Neue Kaskade“, das Kino mit den Wasserspielen, bei vielen älteren Kinogängern nostalgische Gefühle erzeugt. Aber Nostalgie mit der Erinnerung an eine längst nicht mehr existierende Kinowelt am Königsplatz ist das eine – daraus ein funktionierendes Konzept zu machen, Nostalgie mit der Moderne so zu vermixen, dass das Ergebnis stimmt – das ist eben das andere. Und wenn das Resultat dann so stimmt wie beim „Neuen Kaskade“, dann ist das Andere das Besondere.

Wasserspiele und ausstatterische Elemente sind Reminiszenzen an das alte Kino, das in Deutschland durchaus einen Namen hatte. Dass es so weit gekommen ist, das ist auch der Beratung von Werner Baus zu verdanken, sagt Omland. Baus hat sich in der Region und darüber hinaus als Kinoexperte, als Sammler von Exponaten aus der Welt der Kinos, als Archivar, als Macher eines Kinomuseums einen Namen gemacht. Und nach der Übernahme des Kinokomplexes durch die filmpalst Gruppe den Anstoß für die Kaskade-Idee gegeben. „Wir haben das aufgenommen und die Chance gesehen – als Hommage an das Kino und Attraktion für die Stadt“, meint Omland.

Wartungsarbeiten an den Wasserspielen im „alten“ Kaskade.

© Werner Baus Archiv

Da ist gleich nebenan das „Bambi“ – das gab es am alten Kaskade-Standort auch, sozusagen als Ableger des großen Kinos. Hier im Filmpalast wird die Bambi-Idee stark optisch umgesetzt – ein kleines Rehkitz, das überall im Raum präsent ist.

Das Kaskade im Filmpalast ist aber eben mehr als eine modernisierte Kopie.

Doch das Konzept geht noch weiter. Kaskade – so heißt auch die Bar, die nicht nur Kinobesuchern vorbehalten ist. Auf dem Weg zu einer Topadresse der Bar-Locations in Kassel. Die vermehrt angesteuert wird – an den Wochenenden, so Omland, ist man nur mit einer Tischreservierung auf der sicheren Seite. Und an diesen Tagen legt dann auch schon mal ein DJ auf. Eine solche Bar im Haus bietet natürlich auch Gelegenheiten zu ganz besonderen After-Show-Partys, zum Beispiel zu einer Filmpremiere. In so einer tolle Kulisse sicherlich einmalig.

© Harry Soremski

Zum Kaskade-Komplex gehören auch die beiden kleinen Studiokinos. Mit jeweils 31 Plätzen ideal für ein anderes Angebot: Man kann die Säle nämlich für private Zwecke mieten. Wer zum Geburtstag mit einer kleinen Runde einen Film sehen will – das ist hier möglich. Wer einfach mit Freunden mal ungestört mit großer Leinwand an der Playstation zocken will – auch problemlos machbar.

Konzepte, das weiß Omland, sind dazu da, weiterentwickelt zu werden. Und so überlegt man jetzt schon, irgendwann in der neuen Kaskade Service am Platz anbieten zu können. Auch das gab es im alten Kaskade nicht. Da kam nach der Werbung und den Trailern neuer Filme in der Pause nur ein Eisverkäufer mit zwei Sorten im Angebot.

Ohne modernste Technik wären Kinoerlebnisse, die man im Filmpalast erfahren kann, nicht möglich.

© Harry Soremski
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