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NABU: Insekten sind auch in Naturschutz-Arealen bedroht

NABU: Insekten sind auch in Naturschutz-Arealen bedroht

Kassel – Vier Jahre lang hat ein Forschungsteam unter Leitung des NABU die Insektenvielfalt in Naturschutz-Arealen untersucht. Ein Ergebnis: Selbst in Naturschutzgebieten schreitet der Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen voran, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Beteiligt an dem Projekt war auch eine Biologin der Universität Kassel. 

Warum nimmt die Insektenvielfalt hierzulande ab und was kann man dagegen unternehmen? Dieser Frage sind acht wissenschaftliche Institutionen unter Leitung des NABU im Forschungsprojekt DINA (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) vier Jahre lang nachgegangen. Prof. Dr. Birgit Gemeinholzer, Leiterin des Fachgebiets Botanik an der Universität Kassel, hatte mit ihrem Team, insbesondere Stephanie Swenson, Ergebnisse zum Zusammenspiel von Insekten und Pflanzen geliefert. 

Wie die Projektpartner heute in Berlin mitteilten, sind Pestizide und eine nicht-naturverträgliche Landnutzung mitverantwortlich für die Abnahme der Vielfalt. Damit die Trendumkehr beim Insektensterben gelingen kann, müsse die Belastung durch Pestizide in der gesamten Landschaft halbiert werden. 

Parallel zur Erfassung der Tier-DNA am Museum König in Bonn bestimmten Wissenschaftlerinnen an der Uni Kassel Pflanzenspuren in den Proben ebenfalls mit DNA-basierten Methoden. Dadurch konnten sie zeigen, welche Pflanzen die Insekten zu welchen Jahreszeiten in den Naturschutzgebieten besuchen, was bis dato nicht möglich war. Außerdem wurden Artenlisten erstellt sowie seltene, gefährdete Pflanzen oder gebietsfremde Arten identifiziert. „Erstmalig konnte gezeigt werden, dass mit pflanzlichem DNA-Metabarcoding seltene, gefährdete und gebietsfremde Arten sowie das Gesamtartenspektrum detektiert werden können. Diese Methode eignet sich für standardisiertes, automatisiertes Routinemonitoring, wobei zur Optimierung noch immer Forschungsbedarf besteht“, so Birgit Gemeinholzer. 

Mit Blick auf die Artenvielfalt der Insekten sagte Prof. Dr. Gerlind Lehmann, DINA-Projektleiterin beim NABU: „Die Betroffenheit war groß, als vor sechs Jahren das Ausmaß des dramatischen Rückgangs der Insektenvielfalt öffentlich wurde. Doch es fehlte an Daten, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und in einen positiven Trend umzukehren. DINA hat hierbei die bislang umfangreichste Datenbasis zur Anzahl und Vielfalt fliegender Insektenarten in den ausgewählten Schutzgebieten in Deutschland geschaffen. Wesentliche Treiber des Biodiversitätsverlustes wurden untersucht – etwa negative Umwelteinflüsse durch den Pestizideinsatz oder die Zerstörung von Lebensräumen. Das Forschungsprojekt leistet damit einen wichtigen Beitrag bei der Ausgestaltung politischer Rahmenbedingungen und ist richtungsweisend für die künftige Erforschung der Pflanzen- und Insektenwelt.“ 

Das Fotozeigt eine Gewöhnliche Sandwespe

„Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeichnen ein alarmierendes Gesamtbild: Selbst in Naturschutzgebieten schreitet der Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen ungebremst voran. Mitverantwortlich dafür sind Pestizide und eine nicht-naturverträgliche Landnutzung. Damit die Trendumkehr beim Insektensterben gelingen kann, muss die Belastung durch Pestizide in der gesamten Landschaft halbiert werden. In den besonders sensiblen Schutzgebieten gehört ihr Einsatz untersagt. Zudem müssen wir Safe-Spaces für Fluginsekten schaffen – etwa durch Pufferstreifen und zusammenhängende Biotop-Netze“, so Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident.

Quelle: PM Uni und NABU