Wir alle kennen diesen Begriff, der unser Denken
beeinflussen soll, um für die Zukunft unser Verhalten anzupassen und bewusster und respektvoll mit den Ressourcen umzugehen.
Bis kurz nach dem Krieg war Nachhaltigkeit eine absolute, beinahe selbstverständlich gelebte Notwendigkeit. Ohne zu schauen, ob man etwas ein zweites, drittes oder viertes Mal verwenden konnte, wäre für viele Menschen ein Leben oder Überleben nicht möglich gewesen. In der heutigen Zeit ist Nachhaltigkeit, aus Sicht vieler Menschen, teuer und aufwendig.
Viele Unternehmen werben mit diesem Begriff, um entweder Preise höher anzusetzen oder um Produktmängel zu erklären. Das darf nicht passieren. Wir dürfen den Begriff und die daraus resultierenden Maßnahmen nicht zu stark kommerzialisieren. Es darf keiner ausgeschlossen werden, weil er sich Nachhaltigkeit nicht leisten kann. Eine nachhaltige Lebensweise muss neben einem ökologischen Vorteil auch ökonomische Vorteile haben. Das ist sicher nicht immer von Anfang an möglich, aber es muss angestrebt werden.
Unser Land und unsere Bevölkerung haben den Ruf, alles perfekt machen zu wollen. Wir tendieren dabei dazu, Dinge zu übertreiben. Das zeigt z.B. die aktuelle Situation im Energiesektor.
Es muss nicht alles sofort und gleich passieren. Manche Maßnahmen brauchen Zeit, und es muss uns gelingen, die Menschen mitzunehmen, die sich Nachhaltigkeit nicht „leisten“ können. Ob beim Fleisch oder dem Beförderungsmittel: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Und deswegen hoffe ich, dass wir hier chirurgisch, aber effizient und mit festem Willen eine Strategie durchsetzen, die auch Menschen mit geringen Einkommen abholt. Davon gibt es leider viel zu viele.
Alexander Wild (47) ist Kasseläner und seit 22 Jahren mit seiner Bezirksdirektion der Gothaer Versicherungsexperte für Unternehmen. Er ist seit 2017 1. Vorsitzender der City Kaufleute Kassel.