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VW baut auf Kassel

VW baut auf Kassel

Volkswagen am Standort Kassel ist mit 17.000 Beschäftigten aus 54 Nationen größter Arbeitgeber in Nordhessen und einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region.

Mit seiner langjährigen Kompetenz im Bereich Entwicklung, Planung und Serienfertigung trägt das Werk maßgeblich zu den Zukunftsprojekten des Volkswagen Konzerns bei.

Die Beschäftigten im größten Komponentenwerk sind spezialisiert auf die Herstellung von Getrieben, elektrischen Antrieben, warmumgeformten Karosserieteilen und Abgasreinigungsanlagen, die in verschiedenen Fahrzeugmarken im Konzern verbaut werden. Auch die größte Leichtmetall-Gießerei Europas gehört dazu. Neben Getriebegehäuseteilen aus Aluminium und Magnesium werden hier große Strukturteile hergestellt.

Im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes verfolgt der Standort ökonomische, soziale und ökologische Ziele gleichrangig und gleichzeitig. 

Ich freue mich über meine verantwortungsvolle Rolle als Werkleiter in Kassel: Ich kenne den Standort aus meinen bisherigen Aufgaben ganz gut und bringe viele neue Impulse aus China mit.

Für Jörg Fenstermann ist der Standort Kassel altbekannt. Vor seinem Auslandseinsatz in China war er hier bis 2018 für die Bereiche Logistik und Werktechnik verantwortlich. In einem Gespräch erläutert er die Visionen für den Standort.

Mein Kassel: Wie fühlt es sich für einen waschechten Nordhessen an, Werkleiter gerade in Kassel zu sein?
Fenstermann: Es ist ein tolles Gefühl das Werk zu leiten, in dem ich bereits viele Jahre in unterschiedlichsten Stationen aktiv war.

Sie kennen einen großen Teil des Teams ja. Was zeichnet die Kasseler Mannschaft aus?
Das Werk Kassel wird in seiner Leistung, Liefertreue und Innovationskraft im Konzern als echtes Zugpferd gesehen. Wir haben hier in Kassel eine top motivierte Belegschaft und eine tolle Führungsmannschaft. Sie arbeiten gut zusammen und ringen um die besten Lösungen. Das läuft in vielen Bereichen bereits richtig gut. Das Entwicklungsteam für die E-Maschine ist beispielsweise das größte im Konzern und setzt bei der Evolution der E-Antriebe bei Leistung und Effizienz weltweit Maßstäbe.

Werkleiter heißt: voller Terminkalender. War ja schon nicht leicht, einen Interviewtermin zu bekommen. Wie behalten Sie im Tagesgeschäft den Überblick?
Ich vertraue auf die Absprachen, die ich mit meinem gesamten Team habe, und orientiere mich an den Ergebnissen, indem ich jeden Morgen mit dem Werkmanagement die aktuellen Themen bespreche und mir die Zahlen, Daten, Fakten berichten lasse.

Wo steckt das größte Potential des Werks?
Die gesamte Belegschaft muss sich aktiv in die Transformation hinein bewegen: Weg vom herkömmlichen Getriebe hin zur E-Mobilität. Ich nehme unsere Verantwortung als Teil eines Weltkonzerns sehr ernst. Dann können wir unter anderem auch unseren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Das ist nicht nur für Volkswagen eine Jahrhundertaufgabe. Die Verankerung der Themen Umwelt und Nachhaltigkeit in unserer Strategie sehe ich als Wettbewerbsvorteil. Volkswagen will der Weltmarktführer für E-Fahrzeuge werden und unser Ziel als Komponentenwerk ist es, einen großen Anteil daran zu haben. 

Was ist Ihnen persönlich wichtig? 
Es ist an der Zeit, dass wir uns neu erfinden. Die Automobilindustrie wandelt sich. Vor uns steht die größte Transformation seit der Umstellung von Kutschen auf Automobile Anfang des letzten Jahrhunderts. Ich möchte unsere Profitabilität weiter steigern. Dazu trägt auch die tiefere Wertschöpfung in der E-Antriebsfertigung bei. Mit dem konzernweiten Elektro-Baukasten MEB will Volkswagen bis 2025 Marktführer im Volumensegment sein.

Was steckt hinter der Abkürzung MEB?
Das ist unser Modularer E-Antriebs-Baukasten, auf dessen Basis die MEB-Fahrzeuge von Skoda, SEAT/CUPRA und Audi sowie aktuell die Modelle der künftigen ID. Familie entwickelt werden. Mit der breiten ID.-Familie mit dem ID.3, ID.4, ID.5 und ID.6 sowie dem Bulli Nachfolger ID. BUZZ baut Volkswagen das bisher umfassendste Elektro-Portfolio der Branche auf – und überall steckt ein Stück aus Kassel drin. Da müssen wir unsere Umfänge als Komponentenwerk ausbauen.

Jörg Fenstermann ist 55 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Er absolvierte von 1983 bis 1986 eine Berufsausbildung zum Maschinenschlosser bei der Firma MAF in Fürstenau und studierte von 1987 bis 1991 Maschinenbau/Automatisierungstechnik in Osnabrück. 1991 begann er als Planer im Werk Kassel und übernahm 1996 seine erste Unterabteilung in der Aggregateaufbereitung. Nach diversen Stationen im Versuchsbau in Wolfsburg und in der Pilothalle Kassel übernahm er 2005 die Leitung der Fertigungsplanung Getriebe. Im Jahr 2010 übernahm er die Bereiche Logistik und Werktechnik am Standort Kassel und war bis zu seinem Wechsel nach China Mitglied im Werkmanagement.