Wenn die Welt grüner und nachhaltiger werden soll, muss sich vieles ändern.
Dazu braucht es vor allem zwei Dinge:
1. den Willen zur Veränderung und
2. jede Menge Kapital.
Nehmen wir ein Beispiel: Wenn eine E-Bike-Leasinggesellschaft, sagen wir, 50.000 E-Bikes an Firmen und Behörden verleasen will, ein Bike etwa 3.000 Euro kostet, dann sind da schon mal 150 Millionen Euro fällig. Wer finanziert so etwas?
Banken sind limitiert. Was damit zusammenhängt, dass das Gesetz die Höhe der Kreditvergabe ans Eigenkapital bindet. Also braucht man (auch) andere Investoren.
Aber E-Bikes sind ja nur ein Teil der Produkte, bei denen die Nachfrage explosionsartig angestiegen ist und dies auch weiter tun wird. E-Ladestationen in Städten, Windkraftanlagen, E-Autos, Solaranlagen etc. Kaum eine Stadt wird in der Lage sein, mal kurz 10 Millionen Euro aus dem Haushalt für den Ausbau des E-Ladenetzes zu entnehmen.
Fazit: Der Kapitalbedarf ist gewaltig.
Bislang war es in der Regel so, dass man für einzelne Projekte Investoren suchte oder dass sich Fonds für die Produkte interessierten – wobei es bei Fonds für Investoren schwierig ist zu durchschauen, was sich im Portfolio befindet.
Ein altes Finanzsystem mit neuen Herausforderungen – etwas, was nach Meinung von Luc Olinger und Paul Sinizin nach einer neuen, transparenteren, flexibleren und sichereren Lösung schrie. Sinizin, Gründer und Geschäftsführer der in Vellmar ansässigen Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG und Mit-Geschäftsführer der Kassel Huskies, ist in Kassel eine Nummer. Sein Partner Olinger stammt aus Luxemburg, hat als Banker und Unternehmensberater internationale Erfahrungen, New York und London waren Dienstadressen. Ihr neues Unternehmen Greenium Service GmbH gibt es seit Oktober 2021 – und obwohl das operative Geschäft noch gar nicht aufgenommen wurde, überzeugte die Geschäftsidee dermaßen, dass Olinger das Ganze jetzt bei der CordaCon – einer internationalen Veranstaltung für Anwendungen der DistributedLedgerTechnologie – in London vorstellte. „Das war überraschend und natürlich eine riesige Anerkennung“, sagt Olinger. Er präsentierte – und die Resonanz war positiv. Greenium ist sofort angekommen in der Liga.
Das Geschäftsmodell – das Unternehmen beschreibt es so: „Greenium ermöglicht eine plattformbasierte, bankenunabhängige Finanzierung nachhaltiger Assets. Greenium bietet Leasing-Anbietern nachhaltiger, physischer Vermögenswerte Zugang zu Kapital und gleichzeitig Investoren den Zugang zu nachhaltigen Anlagemöglichkeiten.“
In der Praxis: Das Unternehmen beschleunigt mit seinem Angebot die Verbindung zwischen Investoren und Anbietern. Bleiben wir beim Beispiel E-Dienstrad-Leasing: Ein Leasinganbieter sucht über Greenium Kapitalgeber. Jedes einzelne Bike wird in einem sogenannten „Basis-Token“ digitalisiert, dann wird eine Vielzahl von Basis-Token in einem Greenium-Token gebündelt. Dieses entspricht genau den Anlagekriterien des Investors, die vorher festgelegt wurden. Der Vorteil: Das Ganze ist bankenunabhängig, die Transformationskosten sinken, die Liquidität steigt. Neudeutsch eine Win-Win-Situation. Hat Greenium jetzt noch andere Anbieter als Kapitalnachfrager, mit Produkten wie Windräder oder Solaranlagen, dann gibt es neue Basis-Token und dementsprechend angepasste Greenium-Token. Die Verwaltung dieser Token findet in einer hochmodernen sogenannten Distributed-Ledger-Technologie (DLT) statt. Dadurch ist eine extrem effiziente und sichere Verarbeitung der Daten gewährleistet.
Der nächste Vorteil für die Investoren: Bisher musste man in eine Windkraftanlage oder eine Solaranlage investieren – bei Greenium kann man quasi sein eigenes Portfolio definieren, in welche Bereiche man investieren will, und kann sich damit ganz unterschiedlicher Token bedienen, kann sein Invest kleinteilig portionieren. Um den Unterschied zu verdeutlichen: Wer als Investor in einen grünen Fonds investiert, kann diese Investition ja nicht mehr präzise steuern. Bei Greenium geht das schon, sagt Olinger.
Die Investoren haben in Echtzeit Einblick in Ihre Geldanlage – Transparenz ist ein Qualitätsmerkmal des Geschäftsmodells. Hinzu kommen die Sicherheit und die Flexibilität bei der Auswahl der Assets, also der Produkte, in die man investieren will.
Vorteil für das junge Unternehmen: Andere Start-ups müssen auf mühselige Akquise-Tour gehen. Greenium aber hat schon mal, dank Sinizin, E-Bikes und „normale“ Räder im Angebot. Und schon Investoren, die ihr Kapital anlegen wollen. Im vierten Quartal geht es los, im nächsten Jahr wird es weitere Token mit anderen Produkten geben. Also ein überschaubares Risiko für ein junges Unternehmen – mit einem Geschäftsmodell, von dem Olinger überzeugt ist und sagt: „Wenn es fliegt, dann fliegt es.“