(Kassel-Mitte). Erneut sorgt eine Entscheidung der documenta 16 für Aufsehen in der internationalen Kunstwelt: Der indische Schriftsteller und Kurator Ranjit Hoskoté hat seinen Rücktritt aus der documen-Findungskommission erklärt. Damit sind schon innerhalb von drei Tagen zwei der sechs Mitglieder des Gremiums ausgeschieden. Bereits vor dem Wochenende hatte Bracha Lichtenberg Ettinger ihren Rücktritt öffentlich gemacht. Heute Nachmittag veröffentlichte die documenta GmbH die Rücktrittsschreiben von beiden (ehemaligen) Kommissionsmitgliedern.
Hoskoté erklärt in seinem Schreiben, dass er sich nicht mehr in der Lage sehe, seine Pflichten gegenüber der documenta zu erfüllen, „eine Institution, die ich sehr schätze und die ich seit mehr als 20 Jahren gut kenne“. Hoskoté weiter: „Die Deutsche Berichterstattung hat mich aufgrund einer einzigen Unterschrift auf einer Petition, die aus dem Zusammenhang gerissen und nicht im Geiste der Vernunft angegangen wurde, verurteilt, denunziert und stigmatisiert.“
Der Vorwurf des Antisemitismus gegen ihn sei „ungeheuerlich“. Es werde nun von ihm verlangt, eine „pauschale und unhaltbare Definition von Antisemitismus zu akzeptieren, die das jüdische Volk mit dem israelischen Staat in einen Topf wirft und dementsprechend jede Sympathiebekundung für das palästinensische Volk als Unterstützung für die Hamas ausgibt.“ Er könne und wolle das nicht akzeptieren. In einer derart „vergifteten Atmosphäre“ sei kein Platz für eine differenzierte Diskussion der anstehenden Fragen der documenta.
Kein Zusammenhang
Bereits am Freitag hatte Bracha Lichtenberg Ettinger ihren Rücktritt aus der Findungskommission erklärt. Sie betont aber in ihre Schreiben, dass ihr Schritt in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Debatte über Ranjit Hoskoté stehe. Vielmehr spricht die israelische Künstlerin über die Schwierigkeiten, die es ihr bereitet, nach dem 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Hammas -Terrors in Israel und aus Israel heraus, einen Beitrag zu der Arbeit der Findungskommission zu leisten. Wörtlich: „Ich Informierte Sie, dass es mir nicht möglich sei, an dem letzten Treffen (12./13. Oktober) teilzunehmen“, schreibt Ettinger. „Die Treffen fanden statt, obwohl ich aufgrund gestrichener Flüge nicht persönlich vor Ort sein konnte, sondern per Zoom teilnahm, wie gelähmt unter Raketen.“
Andreas Hoffmann Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH bedankte sich bei beiden Kommissionsmitgliedern für die „bisherige Bereitschaft, der documenta in schweren Zeiten beizustehen“.