(Kassel-Nordholland). „Es lebe der Zentralfriedhof…“, jene Hymne von Wolf Ambros an den Wiener Zentralfriedhof im Stadtteil Simmering, zu dessen 100. Geburtstag, ging uns schon seit Tagen nicht aus dem Kopf (Textzeile: „Wenn‘s Nacht wird über Simmering, kummt Leben in die Toten…“), als wir erfuhren, dass der Kasseler Hauptfriedhof am 1. Juli sein 180-jähriges Bestehen feiert, mit Führungen z.B. durch das Krematorium (ganzjährlich sehr beliebt), zu den Grabstätten berühmter Persönlichkeiten wie Louis Spohr, Ludwig Emil Grimm, Arnold Bode oder der Fabrikantenfamilie Henschel, sowie weiteren Kasseler Persönlichkeiten, Ärzten, Forschern, Künstlern und Handwerkern.
Auch an Unterhaltung für Kinder war gedacht. Die bekamen u.a. den mexikanischen Kinderfilm „Dia de los muertos“ (Tag unserer Verstorbenen)zu sehen. Filme spielten im Jubiläumsprogramm überhaupt eine prominente Rolle. Später am Abend wurden der Kurzfilm „Virtuos Virtuell“ des Kasseler Oscar-Preisträgers Thomas Stellmach und die preisgekrönte britische Filmkomödie „Yesterday“ auf der großen Wiese hinter der Trauerhalle gezeigt.
Ein Glückwunsch an die Friedhofsverwaltung für den offenen Umgang mit den sensiblen Themen Sterben / Trauer / Schmerz, die man ansonsten mit einem Friedhof assoziiert.
Trotzdem mussten auch wir uns erst einmal an den Duft von Bratwurst auf dem Grill, die Ausgabe von Kuchen und Kaffee und muntere Gespräche an den Stehtischen auf einem Friedhof gewöhnen. Die Musik die dazu lief, nun ja, „Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre die Flippers“ war dann doch etwas bizarr. Für weitere Friedhofsfeste bieten wir da gerne unsere Beratung an: Johnny Cash „Hurt“, The Walkabouts „The Light will stay on“, Warren Zevon „I‘ll sleep when I‘m dead“, Nick Cave & Kylie Minogue „The wild rose“… die Auswahl ist groß. Und zum Abschluss singen Alle mit Wolfgang Ambros: „Am Zentralfriedhof is Stimmung, wia seit Lebtag no net woa…“ Der Tag der offenen Tür auf dem Hauptfriedhof war eine interessante Erfahrung. (Fotos: Ditzel)