Now Reading
Der S-Finanz-Campus

Der S-Finanz-Campus

WIR BAUEN, UM ZU SPAREN …

Ingo Buchholz Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse

… sagt Ingo Buchholz, Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse. Dabei ist es sicher die auffälligste Großbaustelle in der Kasseler Innenstadt – die Kasseler Sparkasse errichtet an der Kölnischen Straße ihr neues Hauptgebäude, in das Ende 2024 die Belegschaft einziehen soll. Buchholz erläutert im Interview mit „Mein Kassel“ die Gründe, warum die alte Hauptstelle des Geldinstituts bald ausgedient hat und welche Konzepte sich mit dem S-Finanz-Campus genannten neuen Gebäude verbinden.

© Kasseler Sparkasse

Mein Kassel: Herr Buchholz, die Kasseler Sparkasse baut im Augenblick ein supermodernes Bürogebäude in der Stadt. Was macht den Neubau so besonders?

Buchholz: Wir nennen das neue Gebäude den S-Finanz-Campus. Das neue Hauptstellengebäude hat das Ziel, dass wir mit weniger Fläche auskommen. Im Augenblick haben wir einen Flächenüberhang von 17.000 Quadratmetern. Mit der Reduzierung senken wir natürlich auch die Bewirtschaftungskosten nachhaltig. 

Was sparen Sie da im Jahr ein?

Eine Million Euro im Jahr. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass wir durch die Vermietung der Flächen am alten Standort in der Wolfsschlucht zusätzliche Erträge generieren. Unterm Strich: Wir bauen, weil wir Geld sparen wollen.

Wie modern ist das Gebäude denn?

Erstens einmal zeichnet sich das Gebäude durch eine einzigartige Architektur aus. Zweitens ist es bis in den letzten Winkel nachhaltig. Mit dem S-Finanz-Campus minimieren wir mit modernsten technischen Anlagen unseren Ressourcenverbrauch, insbesondere den Strom- und Energieverbrauch. Ab 2024 erzeugen wir viel Solarenergie, bringen Grünflächen auf das Dach und unterstützen Fahrrad und E-Mobilität. 

Sie nennen das Gebäude S-Finanz-Campus. Was muss man sich darunter vorstellen?

Im S-Finanz-Campus bieten wir der Kundschaft alle Beratungsleistungen zentral an einem Ort in modernen und diskreten Beratungsräumen an, verbunden mit den modernsten digitalen Möglichkeiten. Dort wird unsere Finanzkompetenz gebündelt, dabei kommen auch neue Arbeitsmethoden in einem vollkommen neuen Raumkonzept zum Einsatz.

Wer nachhaltig baut, sollte auch nachhaltig denken. Wie wirkt sich der Nachhaltigkeitsgedanke auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus?

Zunächst einmal haben wir ein Geschäftsmodell, das seit 200 Jahren erfolgreich und nachhaltig ist. Dazu kommt jetzt auch noch ein nachhaltiges Gebäude, mit dem wir unsere Position als einer der größten und attraktivsten Arbeitgeber in der Region mit einem gesunden und innovativen Arbeitsumfeld stärken. Wir sind bestrebt, die Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus unseres Handelns zu rücken, und haben daher als eine der ersten Sparkassen die Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften unterzeichnet.

Sie sprachen eben von neuen Arbeitsmethoden und einem neuen Raumkonzept. Was genau meinen Sie damit?

Unser neues Arbeitsplatzkonzept „Multispace-Office“ wurde gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Kasseler Sparkasse entwickelt. Die Beteiligung der Mitarbeitenden am Planungsprozess war uns dabei von Anfang an ein besonderes Anliegen. Die Nutzervertretung stellt dabei das Bindeglied zwischen den Teams und der Planung dar. Aktuell steht in einem der nächsten Schritte die Auswahl der Möblierung auf dem Plan.

Was verbirgt sich hinter dem Arbeitsplatzkonzept „Multispace-Office“?

Es steht sinnbildlich für eine neue Unternehmenskultur. Der Wandel in der Arbeitswelt findet sich in der Ausgestaltung des S-Finanz-Campus wieder. Die klassischen Einzel- und Doppelbüros gehören der Vergangenheit an. So arbeiten Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Führungskräfte gemeinsam in einer Arbeitsfläche mit verschiedenen funktionalen Arbeitsorten. So stehen neben kommunikativen Teamwelten ruhige Rückzugsorte oder Kreativräume den Mitarbeitenden für ihre individuellen Aufgaben zur Verfügung. Kurze Wege sollen dabei ein produktives Miteinander fördern.

Wie wird denn Ihr Büro aussehen – hat das noch etwas mit den herkömmlichen Vorstellungen eines Vorstands-Büros zu tun?

Auch der Vorstand der Kasseler Sparkasse wird zukünftig nicht einfach in drei Einzelbüros arbeiten. Bei der Planung der Vorstandsetage werden wir uns am erarbeiteten neuen Arbeitsplatzkonzept „Multispace-Office“ orientieren. Die konkrete Planung hierzu ist aber noch nicht abgeschlossen und somit auch für mich noch ein offener Prozess.

Wolfsschlucht 9 …

… das ist seit dem 20. Juni 1931 die Adresse der Kasseler Sparkasse. Die damals allerdings noch Städtische Sparkasse hieß. Als das Institut die neuen Räume in der Wolfsschlucht bezog, hatte die Sparkasse schon fast 100 Jahre auf dem Buckel. 

1931 
© Kasseler Sparkasse
1962 
© Kasseler Sparkasse

1832 war sie gegründet worden, die Standorte wechselten – bis man eben im Sommer 1931 mit rund 40 Mitarbeitern in den neuen Räumen den Geschäftsbetrieb aufnahm. Allerdings zunächst nur im Keller, im Erdgeschoss und im ersten Stock. Im von Architekt Hans Borkowsky entworfenen Gebäude war beispielsweise noch die Kasseler Wohnungsfürsorge GmbH und die Praxis des Augenarztes Dr. Echte angesiedelt. 

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Sparkassen-Gebäude mehrfach beschädigt, auch in der Bombennacht des 22. Oktober 1943, die 98 Prozent der Kasseler Altstadt zerstörte. Am 8. März 1945 (am 8. April endete der Krieg in Kassel) traf eine Bombe das Sparkassen-Haus, weite Teile des Gebäudes waren nicht mehr nutzbar. Nach dem Krieg wurde in Behelfsräumlichkeiten weiter gearbeitet. Der Vorstand beschloss den Wiederaufbau – da klar war, dass das neue Gebäude bis an den Ständeplatz reichen sollte, kaufte das Institut das Rauch’sche Grundstück Ständeplatz 9.

Am 27. Oktober 1952 wurde die neue Kassenhalle eröffnet – die man jetzt von der Wolfsschlucht und über eine Passage vom Ständeplatz aus erreichen konnte. In den folgenden Jahren gab es immer neue Erweiterungsbauten, der letzte umfassende Umbau datiert aus den Jahren 1991 bis 1993.

1980
© Kasseler Sparkasse
1993
© Harry Soremski

Kölnische Straße 12–14

Die Kasseler Sparkasse in ihrem jetzigen Zuschnitt und mit ihrem aktuellen Geschäftsgebiet gibt es seit dem 1. Januar 1997: Zu diesem Datum fusionierten die Kreissparkasse Kassel und die Stadtsparkasse Kassel. 

Die Kreissparkasse hatte ihren Sitz am Standort des jetzt neu entstehenden 

S-Finanz-Campus, der Ende 2024 bezogen werden soll. 

Diese kleine Foto-Zeitreise zeigt die vorherigen Bauten. Das Sparkassen-Gebäude aus dem Jahr 1951 musste Ende der 60er Jahre einem modernen Neubau weichen, der Ende 1971 eingeweiht wurde.

1951
© Kasseler Sparkasse
1972
© Kasseler Sparkasse
2024
© Atelier 30 Architekten GmbH