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Landfleischerei Koch: Unternehmen mit Tradition

Landfleischerei Koch: Unternehmen mit Tradition

Wenn das einer nach 52 erfolgreichen Jahren als Fleischermeister über seine Tochter und Nachfolgerin sagt, dann ist das ein großes Kompliment. Es kommt
Thomas Koch leicht über die Lippen. Wenn es auch einige Zeit gedauert hat, bis der Betriebsübergang der Landfleischerei Koch in Calden endgültig vollzogen war.

Ich könnte das Geschäft nicht so führen, wie sie es macht.

In fünfter Generation führt Katharina Koch seit dem 1. Januar 2018 das Unternehmen, das nicht nur durch seine Produkte, sondern auch durch den Wilhelmsthaler Wurstehimmel weit über die Region hinaus bekannt ist. Der Wurstehimmel – ein Paradies für Fans der Ahlen Wurschd, dem nordhessischen Produkt schlechthin im Lebensmittelbereich. 50.000 davon hängen in Hochzeiten unterm Dach des Fachwerkhauses in der Caldener Ortsmitte. 

In der langen Geschichte der Landfleischerei war die Nachfolge eigentlich nie ein Thema. Der Sohn übernahm selbstredend das Geschäft. So war es auch bei Thomas Koch. Und bei Katharina eben nicht.

Ihre beiden Brüder hatten sich schon früh entschieden, beruflich andere Wege zu gehen. Und die Tochter? Da war die Übernahme des Betriebs anfangs überhaupt keine Option. Und Katharinas Lebenslauf ist nun wirklich auch alles andere als eine gezielte Vorbereitung auf Fleischerei und Wurstehimmel. Abi an der Albert-Schweitzer-Schule, dann Zeit, um sich zu orientieren, in Frankreich. Danach Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften. Zunächst an der Sorbonne in Paris, Bachelor in Berlin, Master wieder in Paris. Begleitend Arbeit im Deutschen Bundestag, nach dem Master ein Job bei den Vereinten Nationen in New York. Und zwischendrin immer Aushelfen im elterlichen Betrieb – eine Master-Studentin, die am Wochenende hinter dem Verkaufstresen stand und Gehacktes und Jagdwurst abwog und verkaufte.

Irgendwann während des Aufenthaltes in den USA zeichnete sich aber ab, dass sie sich mit dem Gedanken der Betriebsübernahme beschäftigen musste. Also fiel die Entscheidung. Calden statt New York, Metzgermesser statt Diplomatenkoffer. Vier Jahre arbeiteten Thomas und Katharina Koch zusammen – Katharina nutzte die Zeit, ihre Meisterprüfung zu machen. Konfliktfrei war die Zeit nicht. „Geht auch gar nicht,“ sagt Thomas Koch. „Zwei Entscheidungsträger treffen eben auch mal unterschiedliche Entscheidungen,“ sagt Katharina Koch. Also war irgendwann klar: Es muss, um im Branchenjargon zu bleiben, einen Cut geben. „Aber ich hatte immer Respekt vor der Zeit, wenn er nicht mehr im Betrieb ist,“ sagt sie.

Nach diesem Betriebsübergang blicken beide stolz auf den Weg, den sie gegangen sind. „Bei vielen Familienunternehmen machen die persönlichen Konflikte während der Betriebsübergabe leider viel kaputt.“ Trotz der natürlichen Probleme, nach 52 Berufsjahren loszulassen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, ist dies der Landfleischerei Koch erspart geblieben.

Wir sind anders als eine AG: Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen.

Und Katharina Koch steht für die Tradition, die ihr Unternehmen prägt, und sie weiß auch um den Marketingfaktor der Marke Familienunternehmen.