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Die documenta-Brauer

Die documenta-Brauer

Nutzer der Autobahn A49 haben es längst gesehen: Irgendwas ist anders an der Knallhütte, der Heimat der Hütt-Brauerei. Das Backsteingebäude unweit der Fahrbahnen erstrahlt in neuen Farben – und macht nicht nur Werbung für die documenta fifteen, sondern auch für die besonderen Produkte aus dem Hause Hütt, die extra zur Kunstausstellung kreiert wurden. Und von denen es immerhin das documenta-Bier als Variante mit 4,9 Prozent Alkoholgehalt und als alkoholfreies Bier schon im Handel gibt.

Die documenta fifteen ist eine, in der die kollektive Arbeit ein ganz wesentlicher Schwerpunkt ist. Und so entstand das Bier natürlich auch nicht als Ergebnis einer Tüftelei des Braumeisters, sondern es ist das Resultat einer gemeinsamen Entwicklung – Brauerei und documenta, inklusive Aufsichtsrats-Chef und Oberbürgermeister Christian Geselle. Über ein Jahr hat es gedauert, bis man die richtige Mischung gefunden hatte, erinnern sich Hütt-Geschäftsführer Kai Salzmann (Foto links) und Marketing-Leiter Nico di Carlo. Der Oberbürgermeister hatte Salzmann lange im Vorfeld der documenta mal angesprochen und gefragt, ob man denn nicht mal über ein regionales Bier extra für die documenta nachdenken könne. Ein Impuls, der beim ruangrupa-Kollektiv, der künstlerischen Leitung der documenta, auf fruchtbaren Boden traf.

Allerlei Anforderungen galt es dann zu erfüllen: Hütt hatte sich vorher schon Bio-zertifizieren lassen – erste Hürde genommen. Die Zutaten wie beispielsweise der Hopfen mussten, so will es die documenta-Leitung, besondere Bio-Kriterien erfüllen. Und dann natürlich: Das documenta-Bier sollte besonders schmecken, fruchtig sein. Immer wieder wurde in kleinen Mengen produziert – bis dann eines Tages der angestrebte Maracuja-Geschmack im Getränk perfekt passte: nicht zu intensiv, nicht zu schwach.

Das Bier ist mittlerweile im Markt. Läuft in Kassel und naher Umgebung, so Salzmann, erfolgreich. Je weiter dann die documenta vom Verkaufsort entfernt ist, desto mehr lässt das Interesse nach. Was die beiden Hütt-Macher nicht wundert.

Produziert werden dürfen die Getränke nur bis zum Ende der documenta, verkauft werden dürfen die Produkte nur bis Jahresende, sagt Kai Salzmann. Und probieren oder auch dauerhaft genießen für hundert Tage kann man das auf der Gastro-Meile am Friedrichsplatz – Hütt verkauft dort exklusiv.

Und zwar nicht nur das Bier – extra zur documenta hat man in Kooperation mit der Schlitzer Destillerie auch zwei etwas stärkere documenta-Angebote entwickelt: Es gibt einen documenta-Gin und einen documenta-Wodka. Der Gin, er enthält Wacholder, Lavendel, Koriander, Zitrone, Pfefferminze – und der Bio-Hopfen, der auch fürs Brauen des documenta-Bieres verwendet wird, kommt ergänzend hinzu, verleiht dem Gin eine besondere Note. 43 Prozent Alkohol enthält das Getränk. Drei Prozent weniger hat der documenta-Wodka, für den regionaler Bio-Weizen genutzt wird.

© Harry Soremski

Das Konzept umfasst aber nicht nur den Inhalt der Flaschen. Auch drumherum gilt es, Anforderungen der documenta zu erfüllen. Die Etiketten für die Bierflaschen beispielsweise mussten aus hundertprozentig recyceltem Papier hergestellt werden. Die Sixpacks werden nicht von Maschinen verpackt, das Mitarbeiter-Team der Baunataler Werkstätten macht das in Handarbeit, deren Logo findet man auf dem Karton.

Und einen QR-Code – der direkt zur Website der documenta fifteen führt. In der Hoffnung, dass mancher Biertrinker auf diesem Weg auch in Sachen documenta auf den Geschmack kommt.